Der Golferellenbogen / Wie beuge ich vor – wie behandle ich?

Dem Golferellenbogen liegt eine schmerzhafte Entzündung der Flexorensehnen am Epicondylus zugrunde. Der Epicondylus ist der spitze Kno- chenvorsprung, den man am Ellenbogen tasten kann, wenn man den Arm bewegt, und der der Elle (ulna) gegenübersteht. Alle Sehnen, die der Finger- und Handgelenkbeugung dienen, entspringen an diesem Knochenvorsprung des unteren Oberarms. Bei Überbelastung entzünden sich diese Sehnen – und es entsteht der sogenannte Golferellenbogen. Diese Entzündung nennt man Epicondylitis ulnaris.

Eine Entzündung geht stets mit vermehrter Durchblutung, Schmerz und eingeschränkter Funktion einher. Beim Golfspielen ist der rechte Arm (beim Rechtshänder) betroffen, da in der Treffer- und Durchschwungphase eine maximale Anspannung der Beugemuskeln von Handgelenk und Fingern notwendig ist. Analog kann es in der gleichen Phase auch zu Überlastungen und Reizungen der Streckmuskeln des Handgelenks und der Finger am linken Arm (beim Rechtshänder) kommen, was dann als Epicondylitis radialis bezeichnet wird: Eine Entzündung der Sehnen am Knochenvorsprung der Speiche (radius) gegenüber, bekannt als Tennisellenbogen oder Tennisarm.

Ursachen
Die Gründe, warum eine Entzündung eine (Epicondylitis) entsteht, sind mannigfaltig. Zum einen kann eine einmalige falsche Bewegung oder ein Schlag auf den Epicondylus zu einer massiven Reizung führen, die sich unbe- handelt zu einem chronischen Problem entwickelt. Am häufigsten sind jedoch Überlastungen der entsprechenden Muskeln wie eben ein Zuviel an Golf oder ähnliche Belastungen. Ferner können Veränderungen der Schwungtechnik, hier insbesondere der Grifftechnik ursächlich sein. Auch Modifikationen des Griffs selbst, dicker oder dünner, anderes Griffband etc. können ebenso wie neue Schäfte mit anderem Vibrationsverhalten zu Beschwerden führen. Abzuklären sind auch alternative Gründe wie eine Einklemmung oder Druckschädigung des Nervens an der Elle (Ulnarisnerv) oder Veränderungen der Halswirbelsäule.

Vorbeugen
Das Allerwichtigste, um einer Epicondylitis vorzubeugen, ist ein entsprechendes Aufwärmen. Neben der Aktivierung des Kreislaufs durch leichtes Warmlaufen ist dosiertes Stretching wichtig. Die Bilder zeigen das Stretching zur Vorbeugung gegen den Tennisarm bzw. den Golferellenbogen.

Therapie
Ist es trotz aller Vorbeugung zur Ausbildung einer Epicondylitis gekommen, sollte als Erstes eine Belas tungspause eingelegt werden. Begleitet wird dies von entzündungshemmenden Präparaten wie Bromelain, einem Wirkstoff aus der Ananas, den es von verschiedenen Herstellern unter entsprechenden Handelsnamen gibt. Auch der Einsatz von Diclofenac, Ibuprofen o.ä. ist sinnvoll. In der Akutphase kann eine lokale Injektion mit einem lokalen Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) mit Cortisonzusatz sehr hilfreich sein. Mehr als drei Mal sollte jedoch nicht injiziert werden, um keine Schäden an den Sehnenansätzen zu riskieren.
Chronifiziert sich das Problem, sind physikalisch-physiotherapeutische Maß- nahmen angezeigt. Hierzu zählen lokale tiefe Friktionsmassagen (Deep Friction) quer zum Faserverlauf, Elektrotherapie im Sinne der Iontophorese, Dehnung und auch vorsichtige Kräftigungsübungen. Je früher die Therapie beginnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das Problem schnell zu lösen. Die Pause von der schmerzauslösenden Belastung ist Grundvoraussetzung. Sollte sich dies nicht vermeiden lassen, sei es aus beruflichen oder privaten Gründen, oder auch nach erfolgreicher Therapie zur Vorbeugung, können entsprechende Bandagen helfen, die gefährdeten Sehnenansätze zu schützen. Helfen all diese Dinge nicht, stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung: Stoßwellentherapie, Injektion von autologem konditioniertem Plasma (ACP) oder Operation.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Vorbeugen die beste Alternative ist; bei Beschwerden sind kurzfristige Verände- rungen an Technik und Material zu bedenken, lokale Infiltrationen können akute Beschwerden beseitigen. Neigt man zu Epicondylitis-Beschwerden, ist ein gutes und ausführliches Aufwärmprogramm unerlässlich. Neben Belastungspause und Physiotherapie kann eine entsprechende Bandage bei Belastung helfen. Operationen sind der letztmögliche Weg der Therapie des Golferellenbogens. Je früher eine Therapie begonnen wird, desto größer ist die Erfolgsaussicht, weshalb eine Bagatellisierung der Beschwerden vermieden werden muss.

von Dirk Tenner / ATOS Orthoparc Köln